Laylas Augen wanderten langsam zur sprechenden Person – und da wurde ihr klar, dass sie nicht gegen eine Wand gelaufen war, sondern gegen einen Menschen.
Und nicht nur irgendeinen Menschen – es war derselbe Mann, bei dem sie zuvor hineingeplatzt war.
„Oh mein Gott!“, flüsterte sie schockiert, als die Panik sie überkam.
„Es tut mir so leid, ich habe nicht—“ begann sie zu sagen, aber der unglaublich gutaussehende Mann vor ihr hob seinen Finger und legte ihn auf ihre Lippen.
„Wer bist du?“, knurrte er.
Vor ihren Augen verdunkelten sich seine Augen, während er einen Schritt zurücktrat und sich suchend umsah.
„Wer hat diese tollpatschige Frau eingestellt?!“ bellte er.
Zum ersten Mal bemerkte Layla die angespannte Stimmung im Raum. Es war, als hielten alle den Atem an, seitdem sie mit ihm zusammengestoßen war. Jetzt starrten alle auf ihre Füße, vermutlich bereuend, dass sie sich zum Mittagessen hinausbegeben hatten.
„Mr. Smith, Sir…“, stammelte Layla und wollte keinem der anderen Angestellten Probleme bereiten.
Seine wütenden Augen kehrten zu ihr zurück und ohne ein weiteres Wort verließ er die Kantine.
Layla wünschte, der Boden würde sich auftun und sie verschlingen.
Sie hatte den Präsidenten der Firma verärgert – an ihrem ersten Arbeitstag! Und jetzt ging er wahrscheinlich zu ihrem Vorgesetzten.
Es gab keine Chance, dass sie nicht gefeuert werden würde.
Was sollte sie jetzt tun? Wie sollte sie das Geld für die Behandlung ihrer Freundin bekommen?
Vor Angst halb wahnsinnig, rannte Layla dem Präsidenten hinterher. Sie nahm die Treppe statt des Aufzugs und stürmte in Richtung Smiths Büro.
Doch kaum war sie vor der Tür, flog sie auf und der Präsident trat heraus.
Als er an ihr vorbeiging, stellte sich ihr Haar auf. Ihr Herz pochte wild – es fühlte sich an wie mehr als nur Angst, aber sie konnte es in diesem Moment nicht einordnen.
„Layla!“, hörte sie Smith aus dem Büro rufen.
Sie schüttelte die Gedanken ab und betrat das Büro.
Noch bevor er sprechen konnte, ging sie auf die Knie. „Es tut mir so leid, Sir. Ich weiß, ich bin auf Probe… Sie hätten mich schon entlassen können – aber das haben Sie nicht getan. Bitte werfen Sie mich jetzt nicht raus“, flehte sie und faltete die Hände.
Dieser Job war ihre letzte Hoffnung. Wenn sie ihn verlor, würde ihr alles genommen werden, was ihr wichtig war.
Sie konnte Fey nicht sterben lassen. Sie musste alles tun, um die Arbeit zu behalten.
„Diese Position könnte dir in Zukunft sogar noch nützlich sein, aber jetzt setz dich erst mal“, sagte Smith ruhig, obwohl er eben noch angeschrien worden war.
Er richtete seine Krawatte und setzte sich auf die Schreibtischkante, deutete Layla, es ihm gleichzutun.
„Vielen Dank. Ich verspreche, Sie nicht—“
„Er hat verlangt, dass ich dich kündige“, unterbrach Smith sie.
Für Layla schien die Welt stillzustehen. Alles wurde leise, ihr Herz schlug heftig.
„Und ich hätte es begrüßt, wenn du das Gelände verlässt – aber er sagte, du sollst ihn sehen, bevor du gehst“, fügte Smith hinzu.
Wie auf Knopfdruck war Layla wieder bei Bewusstsein.
Wenn der Präsident sie sehen wollte, gab es vielleicht eine Möglichkeit, ihn zu überzeugen. Sie war keine faule Arbeiterin. Sie war klug, engagiert und belastbar. Sie brauchte nur eine Chance.
„Okay“, murmelte sie und stand auf.
Smith schnaubte. Er kannte ihre Absichten und sie nervten ihn. Dieses törichte Mädchen hatte ihm fast seinen Job gekostet.
„Wenn du weißt, was gut für dich ist, dann entschuldigst du dich einfach und gehst – noch ein Fehler und wir lassen dich verhaften!“, rief er ihr nach.
Layla konnte nichts erwidern. Ihr Körper zitterte. Sie war kurz vor dem Zusammenbruch, aber sie hielt durch.
Sie schloss Mr. Smiths Tür und ging zu der Tür, die sie heute Morgen schon geöffnet hatte.
Sie atmete tief durch und klopfte an.
Dann öffnete sie die Tür leicht, steckte den Kopf hinein – und sah die sturmgrauen Augen.
„Komm rein“, knurrte er.
Seine Stimme war so tief, dass sie beinahe unmenschlich wirkte.
Mit zitternden Händen trat sie ein und schloss die Tür hinter sich.
Sie stellte sich vor den Tisch und wartete.
„Setz dich“, befahl er. Seine Augen verließen ihr Gesicht nicht.
Sie zog einen Stuhl zurück und setzte sich langsam.
„Smith hat dir sicher alles gesagt...“, begann er und sah, wie ihre Gesichtszüge sich vor Traurigkeit verzogen.
„Bitte, Sir, ich weiß, ich habe zwei Fehler gemacht—“
„Drei!“, unterbrach er sie.
Auch wenn Layla sich an keinen dritten Fehler erinnern konnte, nickte sie.
„Ja, Sir... Aber ich bin eine sehr gute Arbeiterin. Ich bin klug und sehr engagiert“, sagte sie. „Heute war einfach nicht mein Tag. Bitte geben Sie mir eine Chance, es wiedergutzumachen.“
Die Augen des Präsidenten wirkten nun weniger stürmisch – Layla hoffte, das bedeutete etwas. Es musste etwas bedeuten.
„Du hast vergessen zu erwähnen, dass du auch sehr tollpatschig und unachtsam bist. Dies ist ein Unternehmen. Wir brauchen keine hübschen, ungeschickten Frauen, die hier herumlaufen...“
„Sir, bitte—“
Er hob die Hand und sie verstummte sofort.
„Ich habe ein besseres Angebot für dich“, seine Augen verdunkelten sich erneut, während das Stirnrunzeln verschwand.
Layla spürte dasselbe Ziehen in ihrem Herzen wie zuvor, aber auch diesmal konnte sie es nicht deuten.
Tränen füllten ihre Augen, aber sie wischte sie schnell weg – aus Angst, er könnte es sich wieder anders überlegen.
„Ich kann alles tun, solange ich das Geld bekomme. Ich brauche es wirklich, bitte“, flehte sie.
Ein teuflisches Grinsen zog sich über sein Gesicht.
„Ich gebe dir deinen Job zurück – unter einer Bedingung: Du ziehst für zwei Monate bei mir ein und wirst meine Verlobte.“