Episode Vier

1018 Worte
Die beiden Brüder trugen identische Grinsen, während sie beobachteten, wie Laylas Gesicht erblasste. „Ich bin Darius“, sagte der mit den sturmgrauen Augen, als er sich ihr näherte. Er gab ihr eine warme Umarmung und nahm ihr die Tasche ab. „Und ich bin Lucius“, sagte der Zweite. Auch er trat vor und umarmte sie. Doch damit nicht genug – er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und nahm ihre Hand. Laylas Herz war wie eingefroren. Ihr Kopf arbeitete mit tausend Gedanken pro Sekunde. Ihre Angst wuchs und drohte, sie zu verschlingen. In ihrem Kopf versuchte sie sich an den Vertrag zu erinnern. Sie wollte unbedingt den Inhalt lesen. Aber sie hatte ihn dummerweise unterschrieben, ohne ihn zu lesen, in dem Glauben, alles sei so wie im Büro besprochen. Das Haus war relativ leer. Ganz anders, als sie es sich vorgestellt hatte. Sie hatte eine Menge Bedienstete und überall montierte Kameras erwartet, doch dem war nicht so. Der große Wohnbereich war menschenleer. Die riesigen Sofas füllten den Raum, und dekorative Blumen waren strategisch platziert. Lucius führte sie zur Treppe, wo Darius bereits wartete. Sie bemerkte, dass sie zu einem Zimmer geführt wurde. Ihr Herz begann wieder zu rasen, je näher sie dem oberen Stockwerk kamen. Endlich erreichten sie das Zimmer. Es war riesig. Sie konnte es nicht einmal als Präsidentensuite bezeichnen – es war mehr als das. Das Bett hätte zwanzig Menschen bequem Platz geboten, mit genügend Raum, um darin herumzutollen. Der Kleiderschrank war so groß, dass sie glaubte, sich dahinter befinde ein Saal – bis Darius ihn öffnete und ihre Tasche hineinlegte. Lucius entfernte sich von ihrer Seite und ging zum Bett. „Darf ich eine Frage stellen?“, flüsterte sie von ihrem Platz aus. Darius – derjenige, mit dem sie zuvor gesprochen hatte – drehte sich zu ihr um. „Natürlich, was gibt’s?“, fragte er lässig. „Der Vertrag gilt doch nur für dich… nur für dich, oder?“ Ihr Herz setzte erneut aus, während sie auf seine Antwort wartete. „Du hast ihn nicht gelesen?“ fragte er mit einem schiefen Grinsen. Layla wurde kreidebleich. „Du bist unsere Verlobte, und wir werden Zeit miteinander verbringen. Oh, und er ist mein Zwillingsbruder. Lucius und Darius Winston – willkommen in der Familie“, sagte er, während er sich vom Kleiderschrank entfernte und zur Tür ging. „Das nächste Mal, wenn du etwas unterschreibst, lies es vorher“, zischte er, bevor er verschwand. Er ließ sie allein mit seinem Bruder zurück – dem, den sie noch nie zuvor gesehen hatte. „Warum kommst du nicht aufs Bett und entspannst dich? Die Fahrt war sicher lang“, sagte er. Sie blinzelte ihn an und blickte zu den Loungesesseln in einer Ecke des Zimmers. „Nein, danke. Ich bin in Ordnung.“ Layla eilte zu den Sesseln und setzte sich. Ihre Hände zitterten, als ihr bewusst wurde, in was für ein Chaos sie sich hineingeritten hatte. Sie war noch in Gedanken versunken, als sich der Wind bewegte und Lucius plötzlich vor ihr stand. Wie konnte er sich so schnell bewegen? Er setzte sich auf den Stuhl – unverschämt nah an sie heran. Seine langen Finger streckten sich aus und berührten ihre Wange. „Ich bin nicht so geduldig wie mein Bruder… Wenn du den Vertrag gelesen hättest, hättest du auch meine Bedingungen gesehen… Ich bin ein sehr körperlicher Partner…“, schnurrte er, während seine Hand zu ihrem Halsausschnitt glitt. Layla war wie gelähmt. Es war, als sei sie in Trance. Ein starker, magischer Bann hielt sie davon ab, sich zu rühren. Ein Teil von ihr schrie, sie solle wegrennen, doch ein anderer Teil wollte, dass dieser seltsam attraktive Mann weitermachte. „Verdammt, du bist so schön…“, flüsterte er, während sein Blick über ihre Brust wanderte. Seine Finger glitten gefährlich nahe an ihrer Brust entlang, nur einen Hauch von ihrem Dekolleté entfernt. Laylas Verstand tobte im inneren Kampf. Gänsehaut bedeckte ihre Haut, und ihr Atem ging schwerer, während ihr Körper auf seine Berührungen reagierte. Das war erst der erste Tag, und sie konnte ihm schon nicht widerstehen. Was würde in zwei Monaten geschehen? „Ich habe eine sehr gute Wahl getroffen…“, murmelte er und näherte sich mit der Nase ihrem Hals. Er sog ihren Duft ein, lächelte, als ihr Jasmin-Parfum seinen Verstand umnebelte. „Du siehst mich jetzt zum ersten Mal. Dein Bruder hat die Wahl getroffen“, wandte Layla ein. Er hörte auf, sie zu streicheln, und zog sie leicht von sich weg, um ihr ins Gesicht zu schauen. „In der Kantine – da bist du in mich hineingelaufen, nicht in meinen Bruder“, korrigierte Lucius. Layla blinzelte, als sie sich zu erinnern versuchte. Sie musste so geschockt gewesen sein, dass sie die unterschiedliche Augenfarbe nicht bemerkt hatte. Sein Blick wanderte zu ihren Lippen. Er wollte sie küssen. Der Drang war so stark, dass er gegen den Sturm in sich ankämpfen musste, um nicht zu explodieren. „Warum ich… warum hast du keine andere gewählt?“ flüsterte sie atemlos. „Ausziehen!“, sagte er stattdessen. Wie ein Hammerschlag traf es sie. Layla riss erschrocken die Augen auf und starrte ihn an. „Was?“ Doch er grinste nur und lehnte sich entspannt zurück. „Du hast gesagt, mein Bruder darf dich nicht anfassen – und das wird er nicht. Aber zwischen uns gab es keine solche Abmachung.“ Sie sprang auf, der Zauber, der sie zuvor gehalten hatte, war gebrochen – und sie wurde von Angst übermannt. „Was? Das kannst du nicht tun!“ schrie sie und wich zurück. „Ich werde dich nicht vergewaltigen. Das kann und werde ich nicht…“ Ein wenig Erleichterung durchströmte ihren Geist, aber sein böses Grinsen kehrte zurück. „Aber mein Teil des Vertrags besagt, dass du immer nackt sein musst, wenn wir allein im Zimmer sind“, sagte er. Er zog eine Akte hervor, die Layla zuvor nicht bemerkt hatte, und hielt sie ihr hin. „Abschnitt fünf. Du hast unterschrieben. Also führen wir es jetzt aus – ausziehen.“
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