Kapitel 2.

1397 Worte
Kapitel 2. Die Fahrt vom Flughafen zu Axels Haus war lang, die Lichter der Stadt zogen vorbei, während Hazel schweigend dasaß und ihre Gedanken in einer Mischung aus Gefühlen versanken. Als sie schließlich auf das Gelände seines Hauses fuhren, blieb ihr der Atem im Hals stecken. Sie stieg aus dem Land Cruiser Prado, als ein Wachmann ihr die Tür öffnete, und sobald ihre Füße den Boden berührten, fiel ihr Blick auf das prächtige Gebäude vor ihr. Ihre Lippen spitzten sich leicht vor Ehrfurcht. Das Gebäude ragte vor ihr auf wie ein moderner Wolkenkratzer, dessen glatte Glaswände vor der Skyline von Washington schimmerten. Obwohl sie aus einer wohlhabenden Familie stammte, konnte sie nicht umhin, das architektonische Meisterwerk vor ihr zu bewundern. Ein tiefer Atemzug erfüllte ihre Lungen, als sie die großartigen Sicherheitsvorkehrungen, die das Anwesen umgaben, in Augenschein nahm. Die schiere Anzahl der Wachen, die hier stationiert waren, ließ ihren Magen vor Unbehagen umdrehen. "Das Haus wird dich nicht verarschen, Momma. Zerbrich nicht das Glas." Axels Stimme durchbrach ihre Gedanken, sein neckischer Ton schickte eine Welle der Irritation durch sie. Sie spottete und rollte mit den Augen, bevor sie beschloss, seine Wortwahl zu ignorieren. "Dein Haus ist wunderschön", gab sie zu und beschloss, sich auf die beeindruckende Aussicht zu konzentrieren. "Ist das ein Kompliment?", überlegte er. "Wie auch immer, Axel. Ich bin hungrig." Sie drückte eine Hand auf ihren Bauch, um ihren Standpunkt deutlich zu machen. Ein Grinsen kräuselte sich auf seinen Lippen. "Du hast dich doch nicht über Nacht in einen Feinschmecker verwandelt, oder? Ich werde nämlich nicht in der Lage sein, einen zu ertragen." "Du kannst mich rausschicken, wenn du willst", schoss sie kalt zurück, ihre Frustration kochte über. "Ich will nicht einmal hier bleiben." Axel gluckste, unbeeindruckt von ihrer Haltung. "Du weißt, dass es deinem Vater lieber wäre, wenn ich mich jedes Mal an deiner Taille festhalten würde, als dass es ein anderer Mann tut." Er zwinkerte ihr zu, und sie schnaufte verärgert. Sie hasste es, dass er immer eine Antwort parat hatte, als ob ihn nichts erschüttern könnte. "Lass uns gehen", drängte er, und sie gingen beide zum Eingang. Axel war der beste Freund von Mr. Marco, seit er seinen älteren Bruder im College verloren hatte. Obwohl Marco wesentlich älter war, hatte er Axel wie einen Bruder aufgenommen, um die Verbundenheit zu ehren, die er einst mit Alex - Axels verstorbenem Bruder - geteilt hatte, bevor dieser vorzeitig an einer unbekannten Krankheit starb. "Der Aufzug wäre viel besser, Mama. Die Treppe wird dir in den Beinen wehtun", bemerkte Axel und drückte den Knopf für das Stockwerk, in dem sich ihr Zimmer befand. "Warum so hoch bauen, wenn du die Einzige bist, die hier lebt?", fragte sie und verschränkte die Arme. "Und ein paar Wachen", korrigierte er sie, und sein selbstgefälliger Gesichtsausdruck brachte sie dazu, den Mund zu schließen. Sie rollte mit den Augen und weigerte sich, weiter zu widersprechen. Als sie in den Aufzug stiegen, verkrampfte sich Hazels Körper. Ein Schauer durchlief sie, und ihre Finger krallten sich fest um den Stoff ihres Kleides. Die vertraute Angst krallte sich in ihre Brust. Sie hatte Fahrstühle schon immer gehasst - sie hasste beengte Räume. Die Wände fühlten sich an, als würden sie sich ihr nähern, und ihr Atem wurde flach. Ihre Hände wurden feucht, und ihre Sicht war leicht verschwommen, als die Angst sie überkam. Sie hätte einfach Einspruch erheben sollen, aber nein. Sie war einfach zu dickköpfig. Axel bemerkte die Veränderung sofort. Seine Augen verfinsterten sich, als ihm die Erkenntnis dämmerte. "Verdammt", fluchte er leise. Er hatte völlig vergessen, dass sie klaustrophobisch war. Ohne zu zögern, griff er nach ihr und zog sie mit festem, aber beruhigendem Griff an sich. Sie versteifte sich und versuchte, ihn wegzustoßen, aber seine Arme legten sich fester um sie. "Bleib hier, Mama", murmelte er, seine Stimme war nun sanfter. Ein scharfer Ruck ging durch ihren Magen bei der Wärme seiner Berührung, ihr Körper verriet sie, als sich eine Welle unerwarteten Wohlbehagens über sie legte. Ihre Wange drückte gegen seine feste Brust, der gleichmäßige Rhythmus seines Herzschlags war seltsam beruhigend. Seine Hand glitt tiefer und legte sich an ihre Taille, seine Finger drückten leicht, als wollten sie ihr versichern, dass er da war. Hazel hob zögernd den Blick und ihr Atem stockte, als sie seine dunklen Augen entdeckte, die auf sie herabstarrten. Sein Gesicht war nicht zu lesen, aber die Anspannung in seinem Kiefer und das Flackern von etwas Unausgesprochenem in seinen Augen ließen ihren Puls stottern. Sie versuchte, sich wieder loszureißen, aber sein Griff blieb fest. "Ich bin hier, Mama", flüsterte er in ihr Haar, und seine tiefe Stimme ließ eine ungewohnte Hitze durch ihre Adern strömen. Sie schluckte schwer. Zum ersten Mal fühlte Hazel etwas, das sie nicht erklären konnte. Einen Trost, den sie nicht erwartet hatte. Eine Wärme, von der sie nie gedacht hätte, dass sie sie mit ihm in Verbindung bringen würde - dem Mann, von dem sie sich eingeredet hatte, dass sie ihn nicht mochte. Ja, er war immer da gewesen, eine Präsenz in ihrem Leben als bester Freund ihres Vaters, aber sie hatte ihn nie wirklich gesehen. Er war ein Idol, jemand, dem die Frauen hinterherliefen - etwas, das sie schon immer geschmacklos gefunden hatte. Sie bevorzugte Männer, die nicht ständig im Rampenlicht standen. Axel war das komplette Gegenteil. Er war eine Ikone, der CEO eines weltbekannten Modeunternehmens, und die Frauen lagen ihm zu Füßen. Der Aufzug brauchte zu lange. Axel atmete aus und bewegte sich unbehaglich. Er hasste es, wie sie sich so perfekt an ihn schmiegte, er hasste es, wie ihr Duft seine Lungen erfüllte, und vor allem hasste er es, wie sein Körper auf die Wärme ihrer Berührung reagierte. Es war erst ihr erster Tag hier, und bereits jetzt drängten die Dinge sie in gefährliches Terrain. Mit ihrem Körper so nah, ihre Kurven gegen ihn gepresst, war er sich nicht sicher, wie lange er der Versuchung widerstehen konnte, sie zu berühren. Schließlich öffneten sich die Fahrstuhltüren, und sie atmeten beide gleichzeitig aus. Axel ließ sie los, und Hazel stieg sofort aus und rannte praktisch vor der erdrückenden Spannung zwischen ihnen davon. Ein leises Glucksen dröhnte aus seiner Brust, als er ihr folgte. Sie gingen ein paar Augenblicke schweigend weiter, bevor sie vor einer wunderschön gestalteten Tür stehen blieben. "Das wird dein Zimmer, Mama", verkündete er sanft. "Hazel. Ich heiße Hazel", korrigierte sie ihn mit einem verärgerten Gesichtsausdruck. Axel spottete, und ein Grinsen umspielte seine Lippenwinkel. "Hört sich das nicht komisch an? Dich Hazel zu nennen? Es ist, als würde ich meinen eigenen Namen ausrufen. Ich frage mich, warum alles so ähnlich sein muss." Sie ignorierte seine Sticheleien und öffnete die Tür. Doch in dem Moment, in dem ihr Blick auf dem Raum vor ihr landete, erstarrte sie. Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals, ihre Sicht verschwamm leicht, als eine überwältigende Welle von Gefühlen sie überkam. Das Zimmer war identisch mit dem, das sie in Texas zurückgelassen hatte. Und Axel hatte alles daran gesetzt, es genau so einzurichten, als er von ihrer Ankunft erfahren hatte. "Wie hast du das gemacht?" Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, in ihren Augen glitzerten die unverdauten Tränen. Die Vertrautheit des Raumes zerrte an etwas tief in ihr. Sie hatte dem Verlust ihres alten Zimmers nachgetrauert, aber jetzt, wo sie hier stand, fühlte sie ein Gefühl der Sicherheit, das sie nicht erwartet hatte. Axel lehnte am Türrahmen und beobachtete ihre Reaktion mit ruhigen, aufmerksamen Augen. "Würdest du mich bezahlen, wenn ich es dir sage?", überlegte er mit sanfter Stimme. Sie spottete und schüttelte den Kopf. "Du bist unglaublich." Axel schmunzelte nur und betrat mit langsamen, bedächtigen Schritten den Raum. Hazel drehte sich um, und ihr Herz krampfte sich zusammen, als ihr Blick auf dem Porträt landete, das sie am meisten schätzte - perfekt platziert, genau wie in ihrem alten Zimmer. Sie atmete zittrig aus. "Danke, Axel", hauchte sie mit aufrichtiger Stimme. Ein Flackern von etwas Unleserlichem ging durch seine Augen, bevor er leicht nickte. "Machen Sie sich frisch und kommen Sie nach unten. Ich werde die Dienstmädchen bitten, dein Lieblingsessen vorzubereiten." Ihre Lippen kräuselten sich leicht bei seiner Nachdenklichkeit. "Danke", flüsterte sie erneut, diesmal leiser. Axel starrte sie eine Sekunde lang an, bevor er sich abwandte und sie allein ließ, um die Vertrautheit ihrer neuen Umgebung zu genießen. Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft spürte sie etwas Unerwartetes - ein Gefühl von Heimat.
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