Kapitel 3.
Nachdem sie sich frisch gemacht hatte, entschied sich Hazel für die Treppe statt für den Aufzug, auch wenn es sich anfühlte, als würde man einen Wolkenkratzer erklimmen. Sie würde lieber mit schmerzenden Beinen zurechtkommen, als wieder in dieser erstickenden Metallbox gefangen zu sein.
Als sie unten ankam und immer noch versuchte, zu Atem zu kommen, sah sie eine Reihe von Dienstmädchen, die Tabletts mit Essen trugen. Ihr Magen knurrte daraufhin. Sie folgte ihnen in der Annahme, dass sie in den Speisesaal gingen.
In dem Moment, in dem sie den Raum betrat, erstarrte sie.
Ihr Atem stockte, als sie die Pracht vor sich sah - Glaswände, goldverzierte Möbel und ein Kronleuchter, der aussah, als gehöre er in einen königlichen Palast. Jeder Zentimeter von Axels Haus schrie nach Luxus.
"Du brauchst wirklich eine Rolltreppe. murmelte Hazel und atmete scharf aus, als sie hereinkam und Axel bereits beim Essen vorfand.
Er hob seinen Blick, um den ihren zu treffen, aber seine Aufmerksamkeit wanderte sofort nach unten - auf den Hauch von Haut, der sich zwischen ihrem Crop-Top und den zerschlissenen Shorts abzeichnete. Seine Augen verweilten auf ihren Kurven, seine Finger schlossen sich leicht um sein Glas, bevor er es anhob, um einen langsamen Schluck zu nehmen.
"Für dich tue ich alles, Baby G..."
"Mama!", unterbrach sie ihn, bevor er zu Ende sprechen konnte, und bemerkte zu spät, dass sie aus einem Impuls heraus reagiert hatte.
Axel schmunzelte. "So zu tun, als ob, wäre dein Untergang, Momma. Du genießt es, wenn ich dich so nenne, nicht wahr?"
Hazel verdrehte die Augen und ignorierte ihn, stattdessen konzentrierte sie sich auf das Essen vor ihr. Sie schaufelte sich eine Portion auf den Teller, aß sie und genoss den Geschmack in aller Stille.
Eine Zeit lang war das einzige Geräusch im Raum das Klirren von Besteck.
Dann surrte ihr Telefon.
Sie warf einen Blick auf das Display und lächelte sofort - es war Armstrong.
Axels Augen flackerten bei ihrer Reaktion und sein Griff um seine Gabel wurde fester. Diese Art von Lächeln hatte er noch nie von ihr gesehen, zumindest nicht in seiner Gegenwart. Sein Kiefer spannte sich an.
"Hallo, Babe." Armstrongs Stimme kam durch den Lautsprecher, sanft und liebevoll.
Hazel kicherte leicht und nippte an ihrem Saft, um den Bissen, der ihr im Hals steckte, hinunterzuspülen. Aber sie fühlte sich plötzlich bewusst, weil sie wusste, dass Axel sie beobachtete.
"Entschuldigung", murmelte sie und versuchte aufzustehen, aber Axels scharfer Blick ließ sie nicht los.
"Wohin gehst du?" Seine Stimme war tief, fest und befehlend.
Hazel schluckte schwer.
"Hallo?" Armstrongs Stimme kam wieder, mit einem Hauch von Sorge.
"Setz dich", befahl Axel.
Es war keine Aufforderung. Es war ein Befehl. Einen, dem sie mit Sicherheit Folge leisten würde.
Hazel wusste, dass es besser war, ihn nicht zu testen, wenn er diesen Tonfall anschlug. Die Jahre der Kindheit mit ihm hatten ihr ein umfangreiches Wissen über ihn beschert. Ohne ein weiteres Wort ließ sie sich in ihren Sitz zurücksinken und umklammerte ihr Telefon fest.
"Hey", sagte sie leise in den Hörer und versuchte, ungerührt zu klingen.
Axel verkniff sich den Kiefer bei der Art und Weise, wie sie mit ihm sprach - so sanft, so anders als sie mit ihm sprach.
"Was ist denn da drüben los? Bist du schon in Washington? Geht es dir gut?" fragte Armstrong.
Hazel atmete aus. "Du stellst zu viele Fragen auf einmal", stichelte sie und versuchte, die Spannung zu lösen.
"Es ist okay, fangen Sie irgendwo an."
"Ich bin in Washington und mir geht es gut. Aber ich kann dich nicht vor morgen sehen", erklärte sie und wählte ihre Worte sorgfältig. "Mein Vater besteht darauf, dass ich bei einem nahen Verwandten wohne."
Axels Augen verfinsterten sich daraufhin.
Armstrong atmete tief ein, sichtlich enttäuscht, aber er widersprach nicht.
"Es tut mir leid", flüsterte Hazel.
"Ist schon gut", seufzte er. "Wir werden die Schulstunden für uns haben."
"Ja, genau", lächelte sie erleichtert. "Ich rufe dich heute Abend an, okay?"
"Okay, Baby. Ich liebe dich."
Axels Gabel verstummte. Seine Finger krümmten sich zu einer Faust.
Hazel zögerte. Sie wusste, dass Armstrong ein eifersüchtiger Typ war, und wenn sie nicht darauf einging, würde das nur Probleme verursachen. Aber sie kannte auch Axel, und sie konnte das Gewicht seines Blicks auf ihr spüren.
"Ich liebe dich auch", sagte sie leise, bevor sie das Gespräch beendete.
Es folgte eine lange, schwere Stille.
"Wer war das?" fragte Axel schließlich, den Blick immer noch auf seinen Teller gerichtet, während er einen weiteren Bissen nahm - zu lässig, zu unberührt. Aber Hazel ließ sich nicht täuschen.
"Das geht dich nichts an", schnauzte sie und schob ihren Teller leicht von sich.
Axels Gesichtsausdruck blieb unlesbar, aber seine Stimme sank um eine gefährliche Oktave.
"Ich habe jedes Recht zu fragen. Du bist in meinem Haus, also ist es meine Aufgabe, auf dich aufzupassen."
Hazel schnaubte und verschränkte die Arme. "Zu wem sollte ich denn sonst 'Ich liebe dich' sagen?"
Axel schmunzelte, aber es war kein Humor darin zu erkennen. "Mädchen sind heutzutage unberechenbar. Soweit ich weiß, könntest du mit dem Lesbischsein experimentieren.
Hazel verschluckte sich fast an ihrem Saft. "Ich bin nicht lesbisch, Axel. Ich habe mit meinem Freund geredet."
Axels Griff um seine Gabel wurde fester. Er presste seinen Kiefer zusammen, seine Knöchel wurden weiß.
Freund.
Dieses Wort hinterließ einen bitteren Geschmack in seinem Mund.
"Du hast jetzt also einen Freund?" Sein Tonfall war undeutlich, aber Hazel konnte den Stimmungsumschwung spüren.
"Ja. Gibt es ein Problem damit?" Sie hob herausfordernd eine Augenbraue.
Axel spottete. "Wie lange kennst du ihn denn schon?"
Hazel legte ihren Kopf leicht schief. "Ungefähr zwei Jahre."
Axel stieß ein humorloses Glucksen aus. "Ich hoffe, er trifft den Nagel auf den Kopf."
Hazel funkelte ihn an. "Es dreht sich nicht alles um s*x, Axel."
Axel grinste. "Worum geht es dann?"
Hazel ballte die Fäuste. "Du bist unmöglich."
Axel lehnte sich träge zurück. "Dein Freund muss ein Heiliger sein", sinnierte er. "Denn wenn ich dich hätte, würde ich dich nie einschlafen lassen, ohne dich daran zu erinnern, zu wem du gehörst."
Hazel stockte der Atem.
Sie hasste es, wie roh er war. Aber noch mehr hasste sie es, wie seine Worte ihren Magen auf eine Weise verdrehten, die sie nicht verstand.
"Wie oft hattet ihr beide schon s*x?" fragte Axel, sein Tonfall täuschend lässig.
Hazels Gesicht glühte. "Das geht dich nichts an!"
Axel legte den Kopf schief. "Also ... keinen?"
Hazels Lippen spitzten sich leicht, aber sie brachte kein Wort heraus.
Axel starrte sie einen langen Moment lang an, bevor er ausatmete und sich ein langsames, zufriedenes Grinsen auf sein Gesicht schlich.
"Du bist noch Jungfrau."
Seine Worte waren keine Frage. Sie waren eine Feststellung. Eine Entdeckung.
Hazels Finger krümmten sich um ihre Gabel. "Und was, wenn ich es bin?"
Axel antwortete nicht. Er sah sie einfach nur an, während ihm unausgesprochene Gedanken durch den Kopf gingen.
Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft war er dankbar, dass ihr Vater sie in seine Obhut gegeben hatte.
Denn kein anderer Mann würde sie anrühren.
Nicht bevor er es tat.
Später in der Nacht beschloss Hazel, nach oben zu gehen und sich auszuruhen.
Doch sobald sie die lange Treppe sah, stöhnte sie auf. Sie war bereits erschöpft, und der Gedanke, all das noch einmal hinaufzusteigen, ließ ihre Beine schwach werden.
Trotzdem drängte sie sich durch. Stufe für Stufe. Bis-
Ein Paar starker Arme hob sie plötzlich hoch.
Sie keuchte und atmete den schwachen Duft seines Parfüms ein, als Axel sie mühelos in seinen Armen trug.
"Axel." Ihre Stimme kam in einem angestrengten Keuchen heraus. Sie wollte protestieren, aber ihr Körper verriet sie und schmolz in der Wärme seiner Umarmung dahin.
"Du bist so schwach, Mama", murmelte er, und seine Stimme klang heiser an ihrem Ohr. "Wenn du nicht einmal diese Treppe bewältigen kannst, wie willst du dann mit meinem Schwanz fertig werden, hm?
Hazles Herz klopfte gegen ihre Rippen.
Und ihre Gedanken rasten.
Sein Schwanz? Wie... wie groß kann er sein?"
Axels Arme legten sich um sie, seine Finger strichen über die nackte Haut ihres Oberschenkels.
Hazel schluckte hart und wurde aus ihren Gedanken gerissen.
Sie hasste ihn.
Sie hasste es, wie leicht er ihr unter die Haut ging.
Aber das Schlimmste von allem...
Sie hasste es, wie sehr es ihr gefiel.
Wie sehr sie sich nach mehr sehnte.